Sibylle Lewitscharoff - Blumenberg

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Sibylle Lewitscharoff - Blumenberg
Название: Blumenberg
Издательство: -
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Год: -
Дата добавления: 11 декабрь 2018
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Blumenberg - читать бесплатно онлайн , автор Sibylle Lewitscharoff
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Wie ich sehe, sagte Blumenberg, sind Sie in einem äußerst wichtigen Geschäft befangen, bei dem ich Sie nicht länger stören will.

Sie haben es erfaßt, sagte die Nonne.

Als er sich mit einem Abschiedsgruß zum Gehen wenden wollte, fragte sie: Wen haben Sie denn dabei?

Blumenberg drehte sich überrascht um — und Tatsache — der Löwe hatte ihn begleitet, war hinter ihm hergeschlichen, ohne daß es ihm aufgefallen war.

Er folgt mir seit zwei Tagen, sagte Blumenberg, aber für gewöhnlich bemerkt ihn kein Mensch.

So! Die Nonne stieß das S mit ungewöhnlicher Schärfe hervor: Dann handelt es sich um eine Auszeichnung!

Vielleicht. Da bin ich mir leider nicht so sicher, wie Sie es offenbar sind. Aber verraten Sie mir jetzt, was Sie hier tun, nun, da wir über meinen Begleiter auf nicht ganz herkömmliche Weise miteinander bekannt geworden sind? Ich zweifle nicht, daß Sie ernsthafte Geschäfte zu verrichten haben — übrigens: Blumenberg, mein Name.

Er reichte ihr die Hand, die sie zögernd ergriff. Inzwischen hielt sie die Schere nicht mehr gegen ihn gerichtet, sondern gesenkt.

Käthe Mehliss.

Der scharf herausgezischte S-Laut blieb noch einen Moment über das Verklingen hinaus in seinen Ohren hängen. Kaum hatte die Konventualin ihren Namen genannt, fuhr sie übergangslos fort: Wildwuchs gehört beschnitten. Wo kommen wir hin, wenn auch noch die Gehwege zuwachsen.

Wie zum Beweis, daß ihre Tätigkeit durch das kleine Gespräch keineswegs hinfällig geworden war, ergriff sie erneut einen Zweig, schnitt ihn ab und warf ihn Blumenberg vor die Füße.

Sie sind eine Perfektionistin, das sieht man gleich, sagte Blumenberg anerkennend, Sie können nicht anders. Sie tun es aus Sorge, aus allumfassender Sorge.

Ordnung schaffen, Ordnung halten. Den Wildwuchs in die Schranken weisen. Das ist meine Aufgabe. Wo man steht und geht, herrscht eine unbegreifliche Nachlässigkeit. Und das geht weit über die Pflanzen hinaus.

Beim Wort Aufgabe stand die winzige Mehliss aufrecht wie eine Soldatin: Sie sind der Erste, der begreift, was ich tue. Kein Wunder, da Sie ja ihn an Ihrer Seite haben.

Als hätte er durch die Nonne eine Ermunterung erfahren, blickte der Löwe interessiert an ihr hoch, nicht allzu hoch allerdings, denn sie überragte ihn nur um ein weniges. Ruhig nahm er hin, daß ein weiterer Zweig nun direkt vor seinen Tatzen landete.

Sie haben ihn verdient, sagte Käthe Mehliss mit Bestimmtheit, jawohl, verdient. Mit ihren schwarzen Knopfaugen fixierte sie ihn jetzt milder als zuvor.

Ich vermute, Sie gehören dem Damenstift in Isenhagen an, sagte Blumenberg, worauf er ein knappes Ja zur Antwort erhielt.

Käthe Mehliss schien sich nur noch für den Löwen zu interessieren, ein wenig beugte sie sich zu ihm hinab: Er hat schon bessere Tage gesehen. Allzuviel werden Sie nicht mehr an ihm haben.

Sie nahm wieder ihre soldatische Position ein und sah Blumenberg streng in die Augen: Wären Sie ihm in seiner Jugendzeit begegnet, hätten Sie ordentlich vor ihm gekuscht. Aber jetzt — nun ja. Seine Tage auf Erden sind gezählt, meine sowieso, die Ihrigen wohl auch.

Blumenberg konnte sich nicht genug wundern. Ob die Nonne mit ihrem erstaunlichen Klarblick ein wenig Rückschau betreiben könne? Womöglich wisse sie, wen der Löwe begleitet hatte, bevor er sich in seinem Arbeitszimmer einfand?

Käthe Mehliss lächelte und wehrte ab — zu solcher Auskunft sei sie nicht befugt; wobei sie einen schnellen Blick nach oben schickte und hinzufügte, ein zu Gottes Lob erschaffenes Wesen habe überall seine Wohnstätte. Wegen der Einzelheiten müsse er sich anderweitig erkundigen. Außerdem halte er sie von ihren Geschäften ab.

Blumenberg machte eine leichte Verbeugung. Auf Wiedersehen, sagte er, es war mir eine Ehre, Ihnen begegnet zu sein, wirklich, eine Ehre, und damit drehte er sich um und ging mitsamt Löwe wieder den Weg zurück, den er gerade gekommen war.

Blumenberg fand endlich das Haus des Freundes, fand den Freund im Beisein der Frau hinten im Garten unter einer Blutbuche in einem Korbstuhl sitzend. Zuvor aber war, als er das Gartentor aufklinkte, ein Rottweiler herangeschossen und hatte ihn grimmig gestellt. Blumenberg vermied es, ihn zu fixieren, aber er sprach auf ihn ein, und nach wenigen Sätzen entspannte sich der Hund, grollend zwar, als müsse er die Einsicht erst verdauen, daß ein bedeutender Philosoph mit ihm redete und er sich in diesem Eindringling getäuscht hatte, dann wurde er zutraulich und geleitete den Besucher ohne Geknurre ums Haus herum in den Garten.

Die zartroten Frühlingsblätter flirrten im Sonnenlicht, ein sanft hin und her wogendes Laubmeer, würdig, von einem Dichter beschrieben zu werden. Auf den ersten Blick war das eine Idylle. Trotzdem war Blumenberg bestrebt, den Besuch möglichst zu verkürzen. Er ertrug die zitternden, mit Altersflecken besäten Hände des Freundes schlecht, sein gurgelndes Reden, die Speichelklümpchen, die sich weißlich in den Mundwinkeln abgesetzt hatten, seine Sätze, die ausgerechnet jetzt, da es ihm schwerfiel, sie herauszubringen, in Plapperei ausarteten, begleitet von Ungeduld und Unmut, mit denen er die Frau, die emsig alles zum Kaffee herbeischaffte, immer wieder versuchte wegzuscheuchen. Blumenberg empfand diese Szenen als peinigend. Er schwieg.

Der Löwe zeigte sich nicht.

Inzwischen waren Frühlingsfrische und Himmelsklarheit, die noch am Morgen geherrscht hatten, unmerklich gewichen. Von Warmluft hergetrieben, schoben sich Wolken unter das Blau. Der Himmel bezog sich mit einem mausfarbenen Grau, nur noch vereinzelt brachen Sonnenstrahlen durch die Decke. Die Farben ringsum verloren ihre Leuchtkraft und wurden schläfrig. Obwohl sie im schattigen Garten saßen, fühlte Blumenberg, daß er im Nacken zu schwitzen begann. Es war ihm unangenehm. Was die Leibesirritationen betraf, hatte er am schauerlichen Anblick seines Freundes genug.

Immerzu kam ihm das scharf gezeichnete Gesicht von Käthe Mehliss in den Sinn, das so glorreich die Zeichen des Alters trug. Ihre Haube, die den Kopf sorgfältig verpackt hielt, als wäre er ein Juwel. Die Kargheit und Bestimmtheit, mit der sie ihre Worte wählte. Nichts davon beim Freund. Nur die Schreckensmale von weichlicher Auflösung und Verderbnis. Dabei war er einst ein straffer, muskulöser Mann gewesen, tätig und rege, sich für nichts zu schade, ein Energiebündel, das ihre gemeinsame Ägyptenreise vor Jahrzehnten Punkt für Punkt im voraus fixiert und den Plan dann mit bemerkenswerter Zähigkeit in die Tat umgesetzt hatte. Nach einer Dreiviertelstunde verabschiedete sich Blumenberg von der Ruine, die einst der Freund gewesen war, und fuhr wie in Panik davon.

Seine zügige Fahrt wurde kurz vor Münster gebremst. Er geriet in einen Stau, Zorn wallte in ihm hoch. Daß ihm diese dumme Aufhaltung zusätzlich widerfahren mußte! Wütend klopfte er gegen das Lenkrad, was das Vorwärtskommen keinesfalls beschleunigte. Als der Verkehrsstrom ganz zum Erliegen kam, stieg er, nachdem er einige Minuten nervös gewartet hatte, aus, um die Malaise zu überblicken. Weit vorne, bei einer Brücke, blitzten blaue Lichter, offenbar ein Unfall. Er drehte den Kopf, um ein Bild von dem hinter ihm sich auffädelnden Stau zu gewinnen, da sah er den Löwen auf der Rückbank liegen. Eigentlich war es hinten viel zu eng für das Tier, der ganze Wagen sah aus wie mit lauter gelbem Fell vollgestopft. Als wäre ein Kippschalter in ihm umgelegt worden, beruhigte Blumenberg der Anblick des eingezwängten Löwen, seine Stimmung wechselte von Ungeduld und Zorn zu Heiterkeit. Er öffnete die hintere Wagentür, um seinem Löwen Erleichterung zu verschaffen.

Unterdessen hatte die Himmelsbeleuchtung gewechselt, von einem hellen, kompakten Grau zu einem schwärzlichen Drohdunkel. Pralle Wolken türmten sich auf, darüber hinweg flog eine schnelle Jagd losgerissener Fetzen. Links der Autobahn stieg der Wald in breiten, dichten schwarzen Wogen einen Hügel hinauf. Auf- und niederlaufende Blitze zuckten über ihn hinweg. Der Donner war aber noch ziemlich weit entfernt.

Blumenbergs Vordermann, ein dicker BMW-Fahrer, dessen Knöpfe am gestreiften Hemd schier wegplatzten, Hemd, das er über der Hose hängend trug, war ebenfalls ausgestiegen. Behutsam, wie einen kostbaren Schatz, hielt er einen winzigen Rauhhaardackel vor die Brust gedrückt, ließ ihn zu Boden und hakte das rosafarbene Halsband an einer rosafarbenen Leine fest. Ruhig hatte sich das Hündchen an der Brust verhalten, kaum spürte es den Asphalt unter seinen krummen Beinen, strabelte es, soweit die kurze Leine es erlaubte, die kreuz, die quer. Als es zufällig in Richtung Löwe sah, wurde es einen Augenblick ganz starr, wuselte dann aber wie zuvor herum.

Blumenberg lachte in sich hinein und geriet mit dem Mann in eine Konversation über den eigensinnigen Charakter von Dackeln, wogegen kein Kraut gewachsen war (obwohl das Maxl eine rühmliche Ausnahme bildete); sie unterhielten sich lübeckisch spitz und fränkisch das R rollend über die Vorzüge von Rauhhaardackeln gegenüber Kurzhaardackeln, orakelten über das Wetter, das sich über ihren Köpfen zusammenbraute, und wie lange die Schererei wohl noch dauern würde, wobei sich Blumenberg, einen Arm lässig auf dem Dach seines Peugeot abgelegt und mit den Fingerspitzen flotte Synkopen darauf trommelnd, als Optimist zu erkennen gab (und damit recht behalten sollte), der BMW-Fahrer hingegen als eingefleischter Pessimist.

Dicke Tropfen fielen herab, zerplatzten laut auf dem Wagendach. Blumenberg schloß rasch die hintere Tür und stieg vorn wieder ein. Den Löwen auf die enge Bank zurückzustopfen war, da an der Wagentür keinerlei Gegendruck spürbar geworden, ohne die geringste Mühe vor sich gegangen.

Langsam, wieder und wieder stockend, setzte sich die Kolonne in Bewegung. Etwas zügiger rollte Blumenberg am blaulichtumzuckten Ort des Geschehens vorüber, wo ein gelber Lastwagen hinter der Autobahnbrücke auf dem rechten Fahrstreifen stand. Inzwischen goß es in Strömen, die Scheibenwischer arbeiteten auf Hochtouren. Was für ein Unfall geschehen sein mochte, war nicht zu erkennen. Jedenfalls befand sich kein beschädigtes Auto an der Seite.

Nr. 255431800

Gegen 15 Uhr zog sich Isa weiß an. Ein langes, fließendes Kreppkleid, weiße Kniestrümpfe und mädchenhafte Riemchenschuhe aus durchbrochenem Leder, die sie vor Jahren gekauft und nie getragen hatte. Sie stellte sich damit vor den Spiegel und kam sich absurd vor. Wie eine Debütantin mit weißer Perlenkette, jedenfalls nicht wie Patti Smith. Fehlte bloß noch der Wiesenblumenkranz im Haar und ein Sonnwendlächeln. Sie zog den Mund kraus. Wie ein ironischer Schnörkel, dieser Mund, sagte sie sich, war aber sogleich von sich hingerissen. Ihre Augen so tief, tief, tief. Die Haut so weiß. Alles so weiß. Die Augenbrauen wie flachliegende Satzklammern, jetzt hoben sie sich, jetzt senkten sie sich, hoben sich wieder, senkten sich wieder, war das nicht schön? War sie nicht eine Wundermaschine? Ein nervtötend fades Leben hatte die Wundermaschine bisher führen müssen, nein, nicht nervtötend, sondern flau dahingleitend im ewigen Halbschlaf, warum so flau, konnte ihr einer sagen, warum, aber es war hinter ihr zerstäubt, dies flaue, fade Leben. Und was kam jetzt? Etwas Großes, Blasses, Bereitwilliges, sie nahm ein Papierschirmchen in die Hand, das auf einem Stück Cocktailmelone gesteckt hatte, öffnete es, schloß es, öffnete es.

Benedictus, hauchte sie, den Verläßlichkeitsmangel der Welt, der alles beherrscht, wiedergutmachen, gell, darum geht’s? Benedictus, hauchte sie Richtung Spiegel, als beschwöre sie jemanden aus der Luft, und begann vor sich hin zu summen.

Es goß in Strömen.

Plötzlich zogen sich ihre Augenbrauen zusammen, sie hob tadelnd den Zeigefinger und sagte todernst: Beim letzten Mal sind die Sätze ziemlich schamlos aus dir herausgequollen, wie Schleim, aber ich habe sie gehört, jawohl, ich habe gehört und verstanden.

Sie ging ans Regal, spulte die Musikkassette zurück, drückte auf den Spielknopf und sagte versonnen, als wäre das Gerät für sie neu: Eiderdaus.

The River ertönte jetzt schon zum zweiundzwanzigsten Mal, laut, viel lauter als sonst. Niemand beschwerte sich. Ihre Mitbewohnerinnen waren ausgegangen, der Kater hatte sich verdrückt. Springsteen ging auf Wasserfahrt, down to the river, Springsteen kostete das down mit Inbrunst aus, röhrte vom ärmlichen jungen Paar, dem kein Glück beschieden war, stromabwärts, hinunter, immer hinunter ins Wasserverwühlte ging die Liebesfahrt, ein bohrender Sog, geschmeidig, kraftvoll, dunkel zu den offenen Fenstern hinaus. Natürlich war Blumenberg kein Bauarbeiter, der für die Johnstown Company arbeitete, seine Konstruktionsarbeiten spielten sich auf dem Papier ab, aber der brennende Blumenbergblick wurde durch Springsteens Stimme lebendig, seine Augen starrten sie an.

Es goß in Strömen.

Sie betrachtete einen ihrer Knöpfe, als hätte sie ihn nie zuvor gesehen. Er war klein, weiß und hatte Zacken wie ein Zahnrädchen. Eine schwarze Linie schlängelte sich unter den Zacken einmal rundherum. Er stammte nicht aus der Fabrik ihres Vaters, da wurden solche Knöpfe nicht hergestellt. Ihr kamen die Poliertrommeln in den Sinn, die am Kopfende der Fabrik in einer Reihe standen, gefüllt mit Holzstückchen und Polierpaste, worin schimmernde Perlmuttknöpfe so lange gedreht wurden, bis sie auf Glanz gebracht waren.

Sie hatte die Knöpfe von einer alten getrödelten Bluse abgeschnitten und an ihr Kleid genäht. Vor langer Zeit hatte sie einmal im Radio ein Hörspiel aus den fünfziger Jahren gehört, da verschwanden Mädchen, und aus ihnen wurden Knöpfe gemacht. Schöne Knöpfe, einzigartige Knöpfe, mindestens so schöne Knöpfe wie der, den sie jetzt, den dünnen Stoff wie ein spitzes Berglein hochziehend, zwischen den Fingern hielt. Ob sie lauter Knopfmädchen vor dem Busen trug? Wie viele waren es? Eins, zwei, drei, vier, fünf — sechs. Sie war vielleicht auch ein Knopfmädchen, aber ihre Verwandlung stand noch bevor.

Sie ließ vom Knopf wieder ab und ging vor den Fenstern hin und her. Vielleicht sollte sie an seinem Haus vorbeifahren, nur um zu sehen, ob der Strauß noch vor dem Eingang lag.

Bestimmt nicht.

Der Alfa war gestern abend, als sie ins Kino wollte, nicht angesprungen und würde sich jetzt ebensowenig vom Fleck rühren. Vierundzwanzig weiße Lilien, gehüllt in weißes Seidenpapier, umschlungen von einem grünen Samtband mit winziger Karte, Samtband, das man zu Rokokozeiten am Kleid getragen hätte, um den Busen abzuschnüren. Im Papierwickel unten ein Tütchen Blumenfrisch, damit sie länger hielten. Sie ärgerte sich. Das Tütchen war der Gipfel der Albernheit. Wie lange hielten sich Blumen maximal, wenn man ihnen regelmäßig frisches Wasser gab und sie anschnitt? Fünf Tage, zehn Tage? Sie wußte es nicht, hatte mit Schnittblumen keine Erfahrung. Ihm war zuzutrauen, daß er Blumen haßte.

Springsteen röhrte sich nun zum dreiundzwanzigsten Mal das ausgetrocknete Flußbett hinab.

Das Kärtchen! Ob er es überhaupt gelesen hatte? Verwundert? Amüsiert? Das Ding zwischen den Fingern gedreht und was Kluges oder was Schleimiges dazu gesagt? Oder hatte seine Frau den Strauß gefunden und ihn mitsamt Kärtchen gleich in den Müll geworfen? Warum bloß war sie auf so eine Schnapsidee verfallen. Wenn er’s gelesen hatte, war’s doppelt und dreifach peinlich. Peinlich, peinlich, peinlich. Sie wollte sich jetzt nicht erinnern, was sie da geschrieben hatte. Blablabla, der typische Verliebtenstuß, weil ich nicht anders kann, als Sie mit jeder Faser meines Herzens verehren. Schwachsinn. Einen Mann mit kahler Schädeldecke und kleinem welligen Haarkranz an den Seiten verehren. Der reine Schwachsinn. Sie hatte ihn bloß gefoppt. Ihren Namen hatte sie zwar nicht preisgegeben, aber er war bestimmt draufgekommen, er hatte sie ja immer angesehen während der Vorlesung, hatte aufgeblickt, sie angesehen und in ihren Augen das große Licht entzündet. Dochdoch, das große Licht. Seither war sie gebenedeit, nein, Blödsinn, gepeinigt in seinem Namen.

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