Sibylle Lewitscharoff - Blumenberg

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Sibylle Lewitscharoff - Blumenberg
Название: Blumenberg
Издательство: -
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Год: -
Дата добавления: 11 декабрь 2018
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Blumenberg - читать бесплатно онлайн , автор Sibylle Lewitscharoff
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Gerhard überflog das Blatt. Es war fein säuberlich abgetippt, vermutlich auf Hansis Schreibmaschine, in einer leicht geschwungenen, etwas mädchenhaften Schrift.

Und wie bist du auf ihn gekommen?

Richard setzte sich auf die linke Seite neben Gerhard, ohne Hansi zu grüßen. Der kümmerte sich nicht weiter darum, sondern hielt den Kopf gerade und beobachtete Gerhard nur aus dem Augenwinkel, wobei er zu einer längeren Suada über seine Gedichtforschungen anhob: er sei darin Temperamenten auf die Spur gekommen, die auf dem Sonderrecht der Verborgenheit bestünden, sei es aus Gleichmut, sei es aus Resignation, und er sehe sich in der Pflicht, ihr sorgsam aufgebautes Incognito zu wahren und zu schützen, nur der Poesie selbst wolle er freien Lauf lassen, ihr zur Geltung verhelfen; um so bemerkenswerter, wenn die Gedichte einst in flüchtigen Kritzeleien aufs Papier geworfen worden seien, ohne Anspruch auf Ewigkeit, sich aber wie durch ein Wunder erhalten hätten, um nun in ihm, Hansi, einen zu finden, der sie wieder zu Gehör bringe und damit ihrer eigentlichen Bestimmung zuführe.

Gerhard hatte Mühe, sich auf Hansi zu konzentrieren, denn von der linken Seite her plapperte Richard ihm das Ohr voll. Auch er war ein Schwadroneur vor dem Herrn und erzählte von seinen Südamerikaplänen.

Dann öffnete sich die Seitentür, Blumenberg trat ein, legte Hut und Mantel ab.

Gerhard verstand nur die ersten Sätze Blumenbergs. Sie handelten vom Konjunktiv als einem meisterlichen Instrument, verschiedene Zeiten im Irrealis an das Denken heranzuführen, um die mit Hilfe von Meßinstrumenten captivierte Zeit und das, was sich in den Erinnerungen als abgelaufene Zeit und darin scheinbar gesicherter Bestand abgelagert hatte, zu durchkreuzen und in andere Modelle zu überführen. Blumenberg hatte dafür das Mittelfeld der riesigen, nicht ganz sauberen Wandtafel hinter sich freigewischt, das Wort Irrealis hingeschrieben und mit lauter von ihm ausgehenden Strichen versehen, so daß es aussah wie ein Igel.

Die rechts von den Strichen weggeschriebenen und links an sie herangeschriebenen Wörter konnte Gerhard nicht lesen, da er kurzsichtig war. Auch was Blumenberg dazu erklärte, verschwamm in seinem Inneren oder tauchte allenfalls in Bruchstücken auf, weil Isa wieder und wieder im weißen Kleid an ihm vorbeiradelte.

Obwohl Blumenberg auch von den Toten sprach, die im Hintergrund als Zeugen auf die Lebenden lauerten, Zeugen, vor denen sich die Lebenden zu verantworten hätten, worin die Idee der Unsterblichkeit zum Ausdruck kam, weil immer neue Generationen über den Tod der gerade Verstorbenen hinweg eine ins Unendliche driftende Zeitverlängerung betrieben, wobei an diese unentwegt sich ins Unendliche verlängerte Zeit der Konjunktiv seine subtilen Erkundungsmöglichkeiten gerade in bezug auf die Zeugenschaft herantrug, ließen sich die Ausführungen des Professors kaum auf den Todesfall beziehen. Gerhard ahnte, daß Blumenberg nicht wußte, wer die tote Studentin war, sie nicht im entferntesten mit sich selbst in Verbindung bringen konnte. Insgeheim grollte er ihm. Auch wenn Blumenberg keinen aktiven Anteil daran hatte, wofür er in Isas Hirn hatte herhalten müssen, war’s ein Professorpopanz mit Namen Blumenberg gewesen, der sie in den Tod gescheucht, zumindest ihren Entschluß vorangetrieben hatte. Immer wieder hörte er die Uhr schlagen, die auf der Konsole im Wohnzimmer von Isas Eltern stand.

Auch Hansi tat sich offenbar schwer damit, sich zu konzentrieren, vielleicht, weil unüblicherweise ein Kommilitone den Platz neben ihm okkupiert hatte. Krampfhaft hielt er sein Notizbuch geschlossen, um zu verhindern, daß Gerhard darin unerlaubt Einblick nahm. Wenn er es aufschlug, um etwas zu notieren, benutzte er nur die rechte Seite und stellte die linke hoch, damit sein Gekritzel geheim blieb. Seine Beine fuhren in einer Scherenbewegung immer wieder auseinander und zusammen, bis er die Hand auf den rechten Oberschenkel legte und die Bewegung unter Kontrolle brachte.

Richard hing überaus entspannt in seinem Sitz, wahrscheinlich würde es nicht allzu lang dauern, bis er vollends einschlief. Saß der Mann zur Rechten aufrecht wie ein Pharao, rutschte der Mann zur Linken immer mehr in sich zusammen. Gerhard war irritiert, da er zwischen zwei so ungleichen Nachbarn eingeklemmt saß. Wobei ihm Hansi mehr zu schaffen machte. Er bereute es, neben ihm Platz genommen zu haben. Von Hansi ging eine enorme Spannung aus, die auch auf ihn übergriff, seine ganze rechte Seite war dadurch in Aufregung gesetzt, keine produktive Spannung, die etwa die Aufmerksamkeit erhöht hätte, sondern eine aggressive, paranoide Zwistigkeit, die nun auch in seinem Inneren zu toben begann.

Gerhard schnappte mit Müh und Not den Satz auf: Wenn die Toten noch lächeln könnten, würde Stefan George gelächelt haben, den Blumenberg dahin gehend interpretierte, der Konjunktiv gewähre hier eine außerordentliche Seelenfeinsicht, er gewähre Edelmütigkeit — dann war es um Gerhards Aufmerksamkeit geschehen. Hansi hatte ihn im Griff. Alle seine Gedanken schwirrten um Hansi, waren bestrebt, das Phänomen Hansi zu ergründen.

Weshalb war es so kompliziert, mit Hansi auszukommen? Gerhard war nicht der einzige, der damit Mühe hatte, obwohl er gerade eben durch das vorgelegte Gedichtblatt einen erstaunlichen Vertrauensbeweis von dem seltsamen Gesellen empfangen hatte. Hansi war schön, vielleicht der schönste Mann in Münster. Schöner als alle Tatort-Männer, was kein Kunststück war, aber auch schöner als die meisten Hollywood-Schauspieler. Er zog Blicke auf sich, verwunderte, versonnene, erregte. Aber nur für kurze Zeit. Irgend etwas stimmte nicht mit Hansi. Er thronte irgendwo hoch, hoch oben. Und hatte die unter Studenten ausgestorbene Eigenart, immer mit vorgesteckter Serviette zu essen.

Gerhard sah auf die linke Hand Hansis, bemerkte einen goldenen Ring, der ihm noch nie aufgefallen war, geschmiedet aus zwei schmalen stilisierten Händen, deren Finger ineinandergriffen. Auch der Ring war schön. Aber Hansis Fingerkuppen waren vom Rauchen braun verfärbt.

Hansi war einsamer als jeder andere Student in Münster, da war sich Gerhard sicher. Er war großgewachsen, aber nicht zu groß, schlank, aber nicht knochig, sein gepflegtes braunschwarzes Haar reichte ihm bis an den Hals. Er hatte scharf umzogene blaue Augen, eine kühne, dabei zartflügelige Nase, die Lavater zu Schwärmereien verlockt hätte, ein mustergültig gebildetes Kinn, nicht zu weich, nicht zu energisch; er trug dunkelblaue Jacketts mit Kapitänsflair, immer tadellos in Schuß, wahrscheinlich ließ er sie von einem Schneider anfertigen, denn sie saßen paßgenau an den Schultern, so wie es in der Herrenkleidung lange Zeit üblich gewesen war. Hansi machte die Mode der überhängenden, gepolsterten Schultern nicht mit. Bei ihm gab es auch gar nichts aufzupolstern, am schönsten war Hansi, wenn seine männliche Kleidung ihn knapp umhüllte, ohne Falten zu werfen oder zu zwicken. Modisch waren allenfalls seine enganliegenden Jeans, weder verwaschen noch geflickt noch löchrig. Und dazu trug er dunkelbraune Lederschuhe, niemals Clarks und niemals Sportschuhe. Ohne Zweifel, Hansi war ein Mann mit Herrenattitüde, allerdings ging diese Attitüde ins Leere.

Hansi war sehr sauber, sein Haar immer frisch gewaschen, die Fingernägel hielt er tadellos weiß. Er roch gut. Warum mied ihn Gerhard, warum mieden ihn seine Kommilitonen?

Man hatte ihn nie in einer näheren Verbindung mit einem Menschen gesehen, weder mit einem Mann noch mit einer Frau. Hansi sei schwul, wurde allgemein angenommen, aber zu scheu, sich aus der Deckung zu wagen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es gab keine Theorie, die auch nur das Fitzelchen einer belegbaren Wahrheit für sich hätte beanspruchen können.

Hansi blieb allen ein Rätsel. Jemand vermutete, Hansis Familie stamme aus der Schweiz. Dafür sprach sein gestochenes Hochdeutsch, in dem hin und wieder Helvetismen auftauchten. Er wohne bei einer Schlummermutter mit Schnarchbinde, hatte Hansi einmal zum besten gegeben und damit keine geringe Aufregung verursacht, bis man dahinterkam, daß mit der Schlummermutter seine Zimmerwirtin gemeint war. Monatelang wurde Hansi nun von seinen Kommilitonen allnächtlich neben die Schnarchbinde gebettet, bis sich der Gag allmählich verflüchtigte. Zu vermuten war, daß er eher aus vermögendem Haus stammte, denn er wohnte in der teuersten Gegend von Münster, in einer Villa. Mit der Liebe in Verbindung brachten ihn nur die Gedichte, die er entweder vom Blatt las oder auswendig vortrug.

Wieder und wieder hatte Gerhard beobachten können, wie Frauen versuchten, in Hansis Nähe zu gelangen. Einige hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Hansi zu retten und ihn als mustergültigen Schönling der menschlichen Gemeinschaft zurückzuerstatten, doch selbst die hartnäckigsten mußten über kurz oder lang einsehen, daß sie bei Hansi an der falschen Adresse waren. Wer mit ihm in Verbindung geriet, erntete jedenfalls nichts, was man als Gemütsregung hätte bezeichnen können. Seine Gleichgültigkeit war nicht zu durchbrechen. Gefühle, die man ihm antrug, versanken spurlos in ihm. Isa hatte Gerhard freimütig davon erzählt, wie schön sie Hansi fand, wie sie von ihm angezogen und sogleich wieder abgestoßen worden war. Als er ihr zum ersten Mal in Blumenbergs Vorlesung begegnete, hatte sie heimlich Musterung gehalten, die überaus wohlwollend ausfiel, war aber rasch stutzig geworden: irgend etwas stimmte nicht mit Hansi. Er hatte einen Knacks.

Sein Tic mit den Gedichten! Hansi kreuzte regelmäßig in Lokalen auf, sommers begnügte er sich mit einem Auftritt auf der Straße, winters drängte er in die Innenräume, steuerte auf zwei, drei Tische zu, die nebeneinanderstanden, und legte los. Mit eisekalten Augen fixierte er seine Opfer, während er, mit einer Floskel um Erlaubnis fragend und eine Antwort nicht abwartend, anfing, Gedichte in einem unangenehm schnarrenden Ton vorzutragen. Die meisten kannte er auswendig, für einige entnahm er in Klarsichthüllen gelegte Blätter aus seiner Mappe, blickte auf das Blatt, blickte auf seine Zuhörer, die mit Mienen der Abwehr wie festgenagelt auf ihren Stühlen saßen, und wurde dabei allen, ausnahmslos allen, zur Pein.

Einige, die ihn nicht kannten, wunderten sich, daß der Mann so schön und dabei so verdreht war, andere, die ihn schon öfter gehört hatten, wurden regelrecht wild. Es kam vor, daß man Hansi mit Tomatenscheiben bewarf, daß die Speisekarte wie ein torkelnder Flieger zu seinen Füßen landete; eine aufgebrachte Frau hatte einmal sogar mit der Pfeffermühle nach ihm gezielt. Die meisten Kellner trauten sich nicht, Hansi aus dem Lokal zu scheuchen. Er trat mit solcher Entschlossenheit an die Tische heran, daß womöglich größerer Schaden entstanden wäre, hätte man ihn davon abhalten wollen. Am Ende seiner Vorführung verbeugte sich Hansi und sammelte Geld in einem verbeulten Blechaschenbecher der Marke Gitanes. Die Ausbeute blieb gering. Auch über seine merkwürdige Art zu betteln wunderten sich die Kommilitonen. Hansi konnte unmöglich auf die paar Pfennige angewiesen sein, die da zusammenkommen mochten.

Die Gedichte, die er vortrug, handelten durchweg von der Liebe, genauer gesagt: vom Liebeshader. Und es waren beileibe keine schlechten — Friedrich Hölderlin, Johann Wolfgang von Goethe, Clemens von Brentano kamen zu der zweifelhaften Ehre, vom höllischen Geschnarre Hansis auf den winzigen gastronomischen Bühnen der Stadt Münster zu einem fatalen Minutenleben erweckt zu werden. Hansi unterschlug die Namen der Dichter, aber es kümmerte eh niemanden, in Erfahrung zu bringen, von wem die Texte waren.

Offenbar liebte Hansi Gedichte, in denen ein großes Du von einem flatternden Ich umkreist, umfangen, zur Strecke gebracht oder für immer verloren gegeben werden mußte. Das eigentlich Sonderbare kam manchmal zum Schluß seines Vortrags, nur war da kein einziges Ohr mehr bereit, hinzuhören — Hansi schloß mit einem Gedicht voller Rätsel, ebenso dunkel wie sein im Dunkel verschwundener Autor:


Und mir ein Stein und dir ein Stein

am dunklen Pont Euxinius,

und hier und da ein Storchenbein

und siebzehn Groschen minus.

Vom Säbelhieb ein Achtel nur

betrunkner Janitscharen,

im Abendrot die Vogelspur

von neunundneunzig Jahren.

Der Walfisch und die Nachtigall

mit vierzig Gummibällen,

und mir ein Ball und dir ein Ball

im Kampf der Dardanellen.

Die Rose mit dem Sklavendorn,

der Sperber singt Vigilien,

und hier und da am Goldnen Horn

der Islam von Sizilien.

Und all die Kreise schwarz und rot,

der Radi blüht in Spanien,

und mir ein Brot und dir ein Brot

und Lotten die Kastanien.

Willkommen, bittrer Sonnenschein

im Dampf der Nebelmeere,

und hier und da ein Storchenbein

und Gott allein die Ehre.

Gerhard war vielleicht der einzige, der Hansi ohne deutliche Mißfallensbekundung zuhören konnte. Zwar stieß ihn die Stimme ebenso ab wie die anderen, aber er fand den Versuch kurios, als lebender Barde von Tisch zu Tisch zu wandern, so daß er Hansi geduldig beobachtete, um das Phänomen zu studieren. Ein junger Mann mit Gedichtrespekt! Das war außergewöhnlich, mehr als das, es grenzte ans Unwahrscheinliche. Gerhard hatte sofort erkannt, von wem die Gedichte waren, bis auf das letzte, das ihm fremd in den Ohren klang und seine Neugier weckte.

Obwohl fast eine Stunde verstrichen und Richard tatsächlich eingeschlafen war, saß Hansi noch immer in derselben angespannten Abwehrhaltung da. Daran änderte sich auch nichts, als Gerhard ihm das Euxiniusblatt wieder zuschob. Hansis Arm zuckte, als hätte ihn ein elektrischer Schlag erwischt. Dann packte er das Blatt kommentarlos weg.

Gerhard versuchte sich vorzustellen, wie Hansis Gesicht wohl in einigen Jahren aussehen mochte, vollends erstarrt, mit schütterem, aber noch ebenso langem Haar, mit harten Falten um den Mund, vielleicht wären einige Marotten eingezogen, das Wangenzucken etwa wäre vollends unkontrollierbar geworden, vielleicht würden Hansi trotz aller Reinlichkeit, die er jetzt an den Tag legte, sogar ein paar Zähne fehlen. Dabei kamen ihm die Leistungen in den Sinn, die der Professor vor einer Weile noch am Konjunktiv gerühmt hatte, aber inzwischen war die Vorlesung längst zu anderen Themen übergewechselt.

Der Löwe IV

Mit der Vorlesung war er nicht zufrieden. Sie kam ihm etwas zerhackt vor, mit seinem Erzähltalent hatte er nicht so brillieren können wie sonst. Der Löwe war verschwunden geblieben, und das hatte ihn in Unruhe versetzt und um manchen guten Einfall gebracht. Gottlob, im Arbeitszimmer fand er den Löwen vor wie gehabt. Einen guten Schlußbogen zu finden, um die Zuhörer zu entlassen, war ihm diesmal nicht gelungen. Vielleicht hatte sein Versagen auch damit zu tun, daß eine Grippe ihn gepackt und er zwei Tage im Bett hatte verbringen müssen. Krankheiten, er haßte Krankheiten. Sie waren nichts für ihn. Reine Zeitverschwendung. Sie waren etwas für Leute, die sich gern in ihren Betten verkrochen und vor sich hinjammerten.

Seine Stimmung litt; er fühlte sich noch immer etwas schwunglos. Trotzdem freute er sich auf das Telephongespräch, das er später mit dem Redakteur führen würde. Sie kannten sich nur über den Apparat und durch Briefe, die sie gelegentlich wechselten. Blumenberg schätzte die Gespräche mit dem klugen, um einige Jahrzehnte jüngeren Mann. Da war jemand am anderen Ende der Leitung, der ihn verstand, der gewitzt und belesen genug war, ihm bis in entlegene Anspielungen hinein folgen zu können, und offenkundig Vergnügen daran hatte, sobald Blumenberg ein Thema anschlug, es durch eigene Anekdoten anzureichern. Natürlich behielt Blumenberg in den Gesprächen die Oberhand; er war verantwortlich für die Drift, in der das Gespräch voranglitt und vom jeweils eingeschlagenen Kurs abkam, aber der Mann besaß genügend Selbstvertrauen, um ihm frei, nicht etwa liebedienerisch oder gar unterwürfig zu begegnen. Umgekehrt übermittelte der Redakteur aus seiner Zeitungswelt Nachrichten und Anekdoten an das nächtliche Altenberge, noch bevor sie veröffentlicht waren, die wiederum er, Blumenberg, mit Vergnügen kommentierte, sogar das eine oder andere Karteikärtchen damit füllte, nachdem das Gespräch beendet war.

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